Samstag, den 7. Juli 2018 - I'm the real Nessie-hunter

Ich habe herrlich geschlafen in dem großen Bett und als der Wecker um 6.30 Uhr klingelt, bin ich fit und freue mich auf den kommenden Tag. Ich mache mir einen Kaffee und trinke ihn noch im Schlaflook im Garten. Der Himmel ist mal wieder unanständig blau, nur ab und zu eine kleine Wolke - ob Nessie sich bei solch unschottischem Wetter zeigen wird?

 

Nach einer herrlichen Dusche bereite ich mein Frühstück mit meinem Lieblingsbrot, welches ich mitgebracht habe (Eiweißbrot mit Mandeln- yummie), Quark und Marmelade, dazu gibt noch eine Banane. So gestärkt kann ich mich auf die Jagd begeben.

 

Ich fahre durch Inverness, vielleicht habe ich ja heute Abend noch Lust und Zeit für dieses Städtchen, zunächst zieht es mich jedoch magisch an DEN See, den jeder kennt: Loch Ness.

Wie kann man Nessie am besten finden? Natürlich auf dem Wasser und so biege ich kurz nach Inverness auf den Parkplatz der Jacobite Cruises. Das Ticket für die dreistündige Tour ist schnell gekauft und 15 Minuten später dürfen wir schon aufs Schiff. Da das Wetter herrlich ist, ist das Oberdeck auch relativ schnell gefüllt und die Fahrt beginnt.

Denke ich am Anfang noch, dass die drei Stunden lang werden könnten, kann ich mich mit jedem Meter mehr entspannen und genieße die Sonne, die wunderschönen Ausblicke und die Erzählungen des Kapitäns - nur die Sonnencreme habe ich vergessen, was sich am Abend noch rächen wird :)

 

Zuerst fahren wir ein ganzes Stück auf dem Kaledonischen Kanal.

 

Loch Ness ist seit 1822 in den Kaledonischen Kanal (Caledonian Canal) integriert. Dieser wurde als Verbindungsweg zwischen der Atlantikküste und der Nordseeküste gebaut, um kürzere Transportzeiten für Industriegüter zu erreichen und die Unwetter auf der See im Norden von Schottland zu umgehen. Für den Bau des Kanals wurde der Wasserstand im See um etwa drei Meter künstlich angehoben, wodurch sich auch Länge und Breite des Sees vergrößerten. (Wikipedia)

Bei Dochgarroch steigen weitere Passagiere zu und wir passieren eine Schleuse. Das finde ich als Landei immer spannend und es ist auch Zentimeter-Arbeit.

Nicht lange danach fahren wir in den Loch Ness ein.

 

Loch Ness hat die typisch langgezogene Form eines in der Eiszeit durch Gletscher entstandenen Sees. Er ist etwa 37 km lang, aber im Mittel nur 1,5 km breit. Gegen Ende der Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren war Loch Ness vermutlich noch eine Meeresbucht. Als sich das vom Gletschereis befreite Land bei Inverness hob, wurde der Zugang zum Meer abgeschnitten. Die größte Tiefe des Sees beträgt 230 m. Gemessen an der Wasseroberfläche von 56,4 km² ist Loch Ness nach Loch Lomond der zweitgrößte See Schottlands. Er verfügt aber aufgrund seiner Tiefe über das mit Abstand größte Wasservolumen aller schottischen Seen.

 

Ja, ja, das hört sich ja alles ganz interessant an, macht den See aber nicht zu DEM See Schottlands. Sondern seit Jahrhunderten wird immer wieder von Sichtungen eines Seeungeheuers im Loch Ness berichtet, das Nessie genannt wird.
Nessie wird üblicherweise als Plesiosaurier beschrieben, mit einer Länge von bis zu 20 Metern. Ihre Existenz wäre als so genanntes Kryptid erklärbar, ein dem Menschen unzugängliches und somit unerforschtes Tier, vergleichbar mit Bigfoot und Yeti.

Die meisten Wissenschaftler und Experten erklären die Berichte über Nessies Existenz allerdings als absichtliche wie unabsichtliche Falschmeldungen oder Fehlbestimmungen von gewöhnlichen Tieren. Regional ist der Mythos zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden, da der See heute eines der Hauptziele für den Tourismus in Schottland ist. Während des Sommerlochs tritt das Ungeheuer regelmäßig als Schlagzeile in der Presse auf.

 

Ja, ich habe es durchgestrichen, denn wer will so etwas lesen, wenn er auf Nessie-Jagd ist? Niemand! Also schauen wir ab jetzt konzentriert aufs Wasser.

Nach ca. 1 1/2 Stunden nähern wir uns Drumnadrochit und dem Urquart Castle.

 

Urquhart Castle ist ein beliebter Bestandteil von Schottland-Rundreisen, entsprechend gut besucht ist die Ruine. Zur Anlage gehören ein Busparkplatz sowie ein großes Besucherzentrum, das neben einem kleinen Museum auch über einen großen Souvenirverkauf, ein Informationskino sowie über ein Café verfügt. Die Anlage ist ganzjährig geöffnet. Die Ruine liegt direkt an der A82 und wird auch durch Linienbusse angefahren. Wer an der Geschichte interessiert ist, kann diese hier nachlesen.

 

Ich freue mich die Ruine vom Wasser aus zu sehen und dem Ansturm zu entgehen. Das Fotografieren ist am Morgen jedoch etwas schwierig wegen dem Gegenlicht.

Kurz danach wendet die Jacobite Queen und wir fahren gemütlich zurück. Unterwegs kommen wir noch in den Genuss des singenden Kapitäns, der ein schottisches Volkslied zum Besten gibt und seiner Nessie-Theorie, dass das vermeintliche Ungeheuer ein riesiger Stör ist, was ich natürlich auch gar nicht hören will.

Nach drei Stunden auf dem See ohne Nessie-Sichtung stiege ich tiefenentspannt aber doch enttäuscht ins Auto. Loch Ness ohne Nessie ist ja irgendwie kein richtiger Schottland-Urlaub. Ich werde den See also noch umrunden, vielleicht habe ich ja doch noch Jagdglück.

 

Die A82 führt zwar am See entlang, aber man bekommt auf der Westseite ziemlich wenig davon zu sehen. Ich mache ein Stopp am Loch Ness Clansman Hotel und besuche den riesigen Shop, kaufe aber nur ein kleines Schafmagnet für unsere Magnetwand in der Küche - und habe gleich ziemlich viele Nessie-Sichtungen:

Okay - gilt nicht! Aber wartet nur ab ...

 

Es ist ordentlich Verkehr, kaum See zu sehen - irgendwie nicht so befriedigend. Also Augen zu und durch: ich fahre bis Fort Augustus und will dort eigentlich ein wenig laufen. No way! Es ist so voll, staut sich schon vor dem Ort, im Ort und ich ergreife die Flucht mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass die ostseitige Seeumfahrung eh viel schöner sein soll :)

 

Und ja, schon nach wenigen Kilometern eröffnet sich eine andere Welt:

Das ist nicht Loch Ness, sondern Loch Tarff - hier fühle ich mich wohl!

Wenig Verkehr, tolle Ausblicke, teilweise Single Track - ich genieße die Fahrt und mein nächster Stopp sind die Falls of Foyers. Da ich mich heute noch nicht wirklich bewegt habe, kommt der kurze Spaziergang gerade recht, obwohl es wirklich warm ist und die wenigen Höhenmeter einen trotzdem schwitzen lassen.

 

Geparkt wird neben dem Cafe und Parkplätze gibt es ausreichend - man merkt, dass sich hier deutlich weniger Touristen aufhalten.

 

Die Falls sind jetzt eher enttäuschend - vielleicht liegt es am wenigen Wasser oder das ich von Norwegen schon ein wenig verwöhnt bin. Trotzdem sind sie natürlich schön anzusehen:

Trotzdem gefällt es mir nicht wirklich - auch wenn nur ca. 15 Menschen vor Ort sind, mir ist es gerade zuviel. Auf dem Weg nach oben, versuche ich dann noch einmal einen Blick auf Loch Ness zu erhaschen.

Langsam sollte ich mich auch auf den weiteren Weg machen, denn ich habe heute noch einiges vor.

 

Zunächst fahre ich zum Dores Beach, denn ich will doch zumindest ein Foto vom Wagen des Real Nessie Hunters Steve machen :) Diese Entscheidung ist gut, wirft aber letztendlich alle weiteren Planungen über den Haufen.

 

Am Dores Beach liegt das "The Inn at Dores Beach" und dort findet heute eine Hochzeit statt. Alle Männer in Kilts und die Damen mit lustigen Hüten auf dem Kopf. Nur von der Braut ist nichts zu sehen.

 

Ich mache ein paar Aufnahmen am Strand und beobachte wie Bräutigam und ein Registrar auf eine geschmückte Plattform im See gebracht werden.

Mittlerweile füllt sich der Strand mit immer mehr Schaulustigen, selbst Polizeibeamte sind darunter :) - und als Nessie schließlich auftaucht gibt es lauten Applaus.

Schließlich steigt die Braut aus Nessie heraus auf die Plattform und die Trauung wird auf dem See vollzogen, während die Gäste am Ufer und im Garten des Hotels gespannt zusehen.

 

Ich bin ja eher gespannt auf Nessie und kann noch ein Foto erhaschen:

Was für ein Spektakel! Ein Blick auf die Uhr und mir ist klar, dass ich damit Culloden Battlefield und die Clava Cairns nicht mehr schaffe. Aber das war es mir wert und mit einem breiten Grinsen im Gesicht verlasse ich den Parkplatz am Dores Beach.

Auf dem Weg zurück nach Nairn merke ich dann auch, dass ich ein wenig Hunger habe, die Nessie-Jagd hat mich das Essen vergessen lassen :)

Ich halte am Supermarkt und besorge mir einen Salat, den ich mit fantastischer Aussicht verspeise:

Gegen 22.30 Uhr bin ich dann schließlich im Appartement, hüpfe unter die Dusche, gönne mir noch ein Glas Wein im Garten und falle dann ins Bett - was für ein schöner Tag!

Die Karte des heutgen Tages: