Geweckt wurde ich ziemlich früh, allerdings nicht von meinem Wecker sondern von dem Geräusch, welches die vielen Heißluftballons, die über unser Hotel fuhren, machten. Ursprünglich wollte ich ja auch diese Attraktion mitmachen, kurz vor dem Urlaub kam es allerdings in Ägypten zu einem Absturz eines solchen Ballons und deshalb baten mich meine Männer doch von einer solchen Fahrt abzusehen, was ich dann auch tat.
Einige Mädels nahmen jedoch daran teil und waren total begeistert. Bei meinem nächsten Aufenthalt in Kappadokien werde ich auf jeden Fall an einer Ballonfahrt teilnehmen.
Um 6.30 Uhr ging ich dann duschen, was doch einiges akrobatisches Geschick benötigte, denn der Einstieg in die Badewanne war ziemlich hoch – ich denke für unsere älteren Mitreisenden war das gar nicht so einfach.
Um 7.30 Uhr ging ich dann zum Frühstück, was ebenfalls sehr gut war. Man konnte sich Eier zubereiten lassen, es gab viel frisches Gemüse und Salat, Obst sowie Käse, Wurst, Marmelade, Honig und knusprig frisches Weißbrot. Auch der Kaffee, bzw. Cappuccino war prima.
Nach dem Frühstück putzte ich mir noch schnell die Zähne und packte den Rucksack, denn wir würden erst wieder am Abend ins Hotel kommen. Dann ging ich nach draußen und machte ein paar erste Fotos rund ums Hotel.
Wow! Ich war wirklich in Kappadokien!
Seit Entstehung der Berge
Schweigend und ruhig bis heute
Still, still, still
Berge, die das Schweigen brechen sind hier
Überfluten die Gegend unbarmherzig mit Feuer
Und jagen der Welt Furcht ein
Bringen aber gleichzeitig Schönheit rein
Und schaffen Wunder wie Kappadokien
Eines dieser Berge sind Erciyes und Hasan
Das ist das Vorwort meines gekauften Buches über das Freilichtmuseum Göreme.
Aber vielleicht sollte ich zunächst einige Information zur Entstehung dieser traumhaften Landschaften geben:
Vor tausenden von Jahren hatte die aus dem Vulkan Erciyes ausströmende Lava ca. 20 000 km² Land bedeckt. Nach Erlöschen des Vulkans waren Lava und Asche über hunderte von Jahren einer starken Erosion durch Wind und Wasser ausgesetzt. Als Ergebnis dieser Erosion wurde die Erde ständig weniger und die gegenüber Wettereinflüssen widerstandsfähigen Felsen schälten sich heraus. Auf ihren Spitzen blieben kleinere Felsbrocken liegen und so entstanden die berühmten Feenkamine.
Die Christen, die vor dem Ansturm der Araber im Tal von Göreme Zuflucht gesucht haben, nannten das Tal „Göremi“, was so viel wie „Du siehst mich nicht“ bedeutete. Diese Bezeichnung wandelte sich zu Karama und dann wieder bis in den heutigen Tag hinein zu Göreme.
In dem von Nevsehir und Ürgüp 17 bzw. 6 km entfernt liegenden Avcilar Tal lenken sehr interessant geformte Feenkamine und Felsenkirchen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich.
Paulus betrachtete Göreme für die Ausbildung von christlichen Missionaren als sehr geeignet. Göreme war wahrscheinlich damals sehr viel größer, bedeckt heute jedoch nur noch das Tal.
Vom 6. bis zum 9. Jahrhundert war Göreme eines der großen Zentren des Christentums und zählte über 400 Kirchen verstreut in den Dörfern Zelve, Mustafa Pascha, Avcilar, Uchisar, Ortahisar und Cavusin. Im Freilichtmuseum von Göreme selbst stehen einige berühmte Felsenkirchen.
Das Freilichtmuseum war mit dem Bus nach ca. 5 Minuten erreicht. Ismail gab uns einige grundlegende Informationen und dann hatten wir ca. zwei Stunden Zeit, die Felsenkirchen auf eigene Faust zu erkunden.
und schließlich noch das Rahibeler Manastırı(Nonnenkonvent). Hier finden sich in der ersten Etage ein Speisesaal, die Küche und einige Zimmer, in der zweiten eine eingestürzte Kapelle, in der dritten eine durch einen Felskamin erreichbare Kirche.
Schon außerhalb des Freilichtmuseum befinden sich zwei weitere Kirchen:
In den Kirchen durfte nicht fotografiert werden und manchmal musste man doch länger anstehen, bis man eine Kirche besuchen konnte, denn es waren eine Menge Besucher im Freilichtmuseum. Was jedoch auffiel – es gab wirklich keine einzige Kopftuchträgerin im gesamten Gebiet, in Konya gestern hatten wir doch ganz anderes gesehen.
Leider sind viele der wirklich schönen innerkirchlichen Wand- und Deckengemälde zerstört. Wundervolle Bilder findet man noch in der „Dunklen Kirche“ und in der Tokali-Kirche.
Hier zeige ich nur ein paar Impressionen, weitere Bilder findet man in der Galerie „Freilichtmuseum Göreme“.
Ca. um 11.55 Uhr machten wir uns auf den Weg zu den „Drei Schönen“ – ich weiß nicht, wie diese Formationen auf Deutsch heißen, aber es sind „Hoodoos“ und wirklich schön, aber auch die Umgebung der drei Schönen konnte einiges bieten.
Mehr Bilder dazu gibt es in der Galerie "Die drei Schönen".
Leider war bisher das Wetter nicht optimal, das sieht man auf den Fotos.
Leckeres Mittagessen gab es im Oba – Restaurant in der Gegend um Göreme. Dort gab es vor dem Essen leider noch „etwas Stress“. Für unsere Reisegruppe war ein Tisch mit 32 Plätzen reserviert, ein Pärchen fand jedoch nicht nebeneinander Platz und unser Reiseleiter wollte einen „Alleinreisenden“ zum Umzug am Tisch animieren – dieser fand jedoch, dass es „scheißegal“ sei, wer neben wem beim Essen sitzt, womit ich ihm uneingeschränkt Recht geben muss – weshalb sollte man als Alleinreisende bzw. Alleinreisender seinen Platz räumen, nur weil ein Paar sich fürs Essen nicht trennen kann? Unser bis dahin sehr netter Ismail geriet ob der Ansprache des Alleinreisenden ziemlich aus der Fassung – es wurde sehr laut und ich musste mich wundern, mit welcher Inbrunst unser Reiseleiter hier vorging – wäre ich sein Gegenspieler bzw. seine Gegenspielerin gewesen, hätte ich mich bei Berge & Meer beschwert, denn seine Art war untragbar. Die Laune aller war dadurch beim Mittagessen sehr gedämpft.
Deshalb habe ich wohl auch die Fotos vom Mittagessen vergessen, schade!
Nach dem Mittagessen fuhren wir nach Özkonak, denn dort wollten wir eine unterirdische Stadt besuchen.
Am Rande des langgezogenen Dorfes liegt eine kleine Höhlenstadt, die 1972 entdeckt wurde. Das unterirdische System führt bis zu zehn Stockwerke in die Tiefe, von denen jedoch nur fünf für den Tourismus zugänglich sind.
Rund 50 unterirdische Städte werden in Kappadokien vermutet, 36 davon wurden bereits entdeckt. Aber nur die wenigsten sind bislang dem Fremdenverkehr zugänglich. Man nimmt an, das bereits in der Hethiterzeit - also vor rund 4.000 Jahren - in Kappadokien die ersten unterirdischen Siedlungen entstanden.
Infolge der Christenverfolgung durch die Römer und im Zuge der Arabereinfälle im 7. Jahrhundert wurden sie als Fluchtstätten über mehrere Stockwerke ausgebaut. Bei Anzeichen von Gefahr zogen sich die Menschen "mit Kind und Kegel, Sack und Pack" teilweise bis zu 6 Monate in diese Unterwelt zurück. Zuletzt noch 1838 vor den ägyptischen Truppen. Zum Verschließen der Eingänge benutzte man sogenannte Rollsteintüren.
Zugänglich waren diese unterirdischen Städte durch gut getarnte Höhleneingänge. Ein ausgeklügeltes Belüftungssystem sorgte für Frischluft und es gab Vorratslager für Wein, Öl und Wasser. Um in Zeiten feindlicher Bedrohung zu verhindern, dass die Brunnen vergiftet wurden, besitzen einige davon keine Öffnung an der Erdoberfläche. Noch heute sind rußgeschwärzte Küchen zu sehen. Die Räume haben im Sommer und im Winter eine konstante Temperatur von 7 - 8°.
Weitere Bilder von Özkonak gibt es in der Galerie "Özonak - eine unterirdische Stadt".
Bevor wir von Özkonak abfuhren, konnten wir noch dem Ruf der Muezzins lauschen.
Über Avanos fuhren wir dann zurück nach Göreme. Leider blieb für einen längeren Aufenthalt in Avanos keine Zeit. Die Stadt gefiel mir vom Bus aus sehr gut und ich wäre dort gerne etwas durch die Gassen und am Fluss entlang gelaufen.
Avanos hieß in der Antike Venessa und war schon unter den Hethitern ein Töpferzentrum, woran sich bis heute nichts geändert hat. Hier sind noch über 100 Töpfereien ansässig. Die rote Töpfererde und der Schlamm werden vom Roten Fluss (türkisch Kizilirmak) angeschwemmt.
In der Nähe unseres Hotels und des Freilichtmuseums Göreme besuchten wir schließlich ein Tuffstein-Haus von innen und der Inhaber Özer sang uns zwei Lieder vor und begleitet seinen Gesang auf einer Saz.
Saz bezeichnet eine Gruppe von Langhalslauten, die vom Balkan bis Afghanistan verbreitet sind und unter anderem in der Musik der Türkei, der kurdischen, iranischen, armenischen, aserbaidschanischen und afghanischen Musik gespielt werden. Der Hauptvertreter dieser Zupfinstrumente in der Türkei ist die mittelgroße Bağlama. Die Bağlama ist das am meisten gespielte traditionelle Begleitinstrument der türkischen Barden, die man in Anatolien und im Kaukasus Aşık („der Liebende“) nennt.
Von der Terrasse des Cafes hatte man einen wunderbaren Blick auf die Tuffsteingebilde.
Anschließend fuhren wir die wenigen Meter zum Hotel.
Abendessen ging ich um 18.30 Uhr und anschließend habe ich auf dem Zimmer Bilder überspielt, mit Peter telefoniert und lag früh mit Jeffrey Deaver im Bett :-)