Ich war sehr früh wach und beschloss erst einmal Kaffee zu kochen und zu duschen.
Als ich aus dem Bad kam, war Peter auch wach und während er sich seiner Morgentoilette widmete, machte ich einen kurzen Abstecher zum Rim um den Sonnenaufgang ein wenig bildlich einzufangen.
Nach dem Kaffee beschlossen wir hier nicht zu frühstücken, sondern uns gleich auf den Weg nach Page zu machen, denn unterwegs wollten wir uns doch einiges ansehen.
Wir schnappten also unsere Rucksäcke und die Lebensmittel und machten uns auf den Weg Richtung Page. Natürlich hatte Peter vorher noch ausgecheckt.
Unterwegs hielten wir wieder an diversen Lookouts.
Unseren ersten längeren Stopp machten wir an diesem Tag an den sogenannten "Cliff Dwellers" einige Meilen vor Page, AZ an der US 89 alt.
Die "Cliff Dwellers" sind hier einige Hütten, die an bzw. riesige Felsbrocken, die neben der Straße liegen, gebaut wurden. Blanche und Bill Russell gefiel es 1927 dort so gut, dass sie, nachdem sie mit ihrem Auto liegen geblieben waren, dort bleiben wollten und eine Hütte an einem der Brocken errichteten.
Heute verkaufen Navajo-Frauen dort gerne ihren Schmuck an Touristen.
Unsere Fahrt ging weiter nach Lee's Ferry. Die Lees Ferry Junction und der Parkeingang befinden sich westlich der Navajo Bridge. Nach einem kurzen Stück erreichten wir einen kleinen Parkplatz, an dem man die Eintrittsgebühr für Lees Ferry bezahlen kann. Hier gilt aber ebenfalls der Annual Pass, so dass wir uns diese Ausgabe sparten. Auf dieser befestigten Straße erreichten wir nach ca. 5 Meilen Lees Ferry, kamen aber vorher noch am gigantischen Balanced Rock vorbei.
Hier hat die Kraft von Wind, Wasser und Frost am Gestein seine Spuren hinterlassen. Das untere weichere Gestein erodiert schneller als das darüberliegende härtere Gestein und so entstand im Lauf der Zeit eine Art Sockel für den übermächtigen Felsbrocken. Durch die unterschiedlichen Gesteinsarten entstand dann diese ungewöhnliche Felsform, die man auch Hoodoo nennt.
Nach einem kurzen Stopp an eben diesem Balanced Rock, hielten wir auf einem Parkplatz direkt am Colorado und zumindest meine Füße nahmen ein erstes Colorado-Bad.
Kurz danach erreichten wir die Boat Launch Area und den großen Parkplatz. Unter dem Dach der Picknickplätze fand gerade ein Rancher-Talk zum Thema "Colorado-Rafting" statt, aber es war uns einfach zu heiß, dort länger zu verweilen.
Etwas nördlich davon befand sich früher eine Furt, über die man von 1872 bis 1928 mittels einer einfachen Fähre von einem Flussufer ans andere übersetzen konnte. Heute ist Lees Ferry am Zusammenfluss von Colorado und Paria River sowohl Endpunkt der mehrtägigen Trekkingtouren durch den Paria Canyon als auch Launch Site für die Raftingtouren durch die Schluchten des Grand Canyon.
Wir schauten ein wenig zu, wie die Raftingboote beladen wurden und abfuhren.
Unser nächster Halt war sozusagen um die Ecke: die Navajo-Bridge.
Hier ist die Schlucht des Marble Canyons, der in dem weiten Tal durch den Colorado eingeschliffen wurde, besonders eng und steilwandig - die idealen Voraussetzungen für eine Brücke. Genauer gesagt sind es heute zwei Brücken, die das Tal überspannen. Neben der historischen Brücke aus dem Jahr 1929 kam 1995 südlich ein Neubau hinzu, der diese doppelte Brücke an der abseits gelegenen Stelle zu einem bizarren Blickfang macht.
Die historische Brücke darf nur noch von Fußgängern betreten werden, was wir natürlich auch taten. Häufiger habe ich gelesen, dass man an dieser Brücke Kondore beobachten kann.
Der Kalifornische Kondor ist nach dem Andenkondor die zweitgrößte Art aus der Familie der Neuweltgeier. Er war ursprünglich in den Bergen der nordamerikanischen Pazifikküste heimisch und von 1987 bis 1992 in freier Wildbahn ausgestorben.
Seit 1992 werden im größten Erhaltungszucht-Programm der Vereinigten Staaten in Gefangenschaft gezüchtete Vögel ausgewildert und kommen jetzt wieder in Kalifornien an zwei Auswilderungsorten, in Big Sur und im Pinnacles National Monument, deren Populationen sich inzwischen vereinigt haben, am Grand-Canyon-Nationalpark im Nordosten Arizonas und im Norden Baja California vor.
Schön sehen die Vögel ja nicht aus, aber ich hätte schon gerne einen gesehen, denn diese majestätischen Vögel erreichen eine Flügelspannweite von 2,50 - 3 m.
Leider sahen wir aber keinen :-(, so liefen wir nur etwa bis zur Mitte der Brücke, ich machte ein paar Fotos und dann suchten wir das Visitor Center auf. Vor allem weil an der Tür ein Schild hing, was versprach, dass es innen gut gekühlt sei und diese Abkühlung konnten wir gut gebrauchen.
Im VC kaufte ich ein paar Postkarten und zwei Heftchen über indianische Felsmalerei, die ich gerne im Kunstunterricht einsetzen möchte.
Nachdem wir zur Genüge heruntergekühlt waren, machten wir uns auf die letzten Meilen Richtung Page.
Mittlerweile ging es auf 14 Uhr zu und wir hatten noch nichts gegessen und deshalb beschlossen wir eine Stop bei Jack in the Box einzulegen und aßen einen leckeren Burger, um dann weiter ins reservierte Motel 6 zu fahren.
Die Freundlichkeit an der Rezeption ließ zu wünschen übrig, aber wir konnten unser Zimmer im dritten Stock schon beziehen. Nun schön ist etwas anderes, aber die Preise in Page sind im Sommer astronomisch. Selbst das Motel 6 schlug mit ca. 80$ die Nacht zu Buche. Da wir ja aber soundso nur zum Schlafen im Zimmer waren, war es durchaus okay.
Da es wieder sehr heiß war, machten wir ein Stündchen Pause, lasen und tranken einen eisgekühlten Kaffee, bevor wir uns wieder ins Auto schwangen, denn wir wollten zum Lake Powell.
Die folgenden Stunden verbrachten wir rund um und am Lake Powell, wir suchten alle Viewpoints auf und genossen zumindest an den Füßen das kühle Wasser.
Der Lake Powell ist ein Stausee und liegt im Grenzgebiet von Utah und Arizona. Er entstand Mitte der 1960er Jahre durch Aufstauung des Colorado an der Ostseite des Grand Canyon und entwickelte sich auf Grund vielfältiger Freizeitangebote um den See und zahlreicher Sehenswürdigkeiten im Umland zu einem beliebten Urlaubsziel. Niederschlagsarme Jahre und eine verstärkte Wasserentnahme lassen den Wasserpegel des Sees seit Jahren stetig sinken.
Mit der Fertigstellung des Glen-Canyon-Staudamms wurde der Glen Canyon ab dem 13. März 1963 vom Colorado überflutet und bis zum 22. Juni 1980 zum Lake Powell aufgestaut. Benannt wurde er nach dem Bürgerkriegsveteranen Major John Wesley Powell, der im August 1879 mit acht weiteren Männern den Glen Canyon erforschte. Heute ist der See nach dem Lake Mead der zweitgrößte Stausee der Vereinigten Staaten. Bei maximaler Stauhöhe hat er eine Länge von rund 300 km, ist am Damm 171 m tief und bedeckt eine Fläche von 653 km². Mit rund 33,3 Milliarden m³ Wasser überflutet der Lake Powell dann 96 Canyons und erstreckt sich weit in die Mündungen des von Nordwesten her kommenden Escalante River sowie des von Osten her kommenden San Juan River. Die Küstenlinie des Sees ist mit 3.153 km länger als die gesamte Westküste der USA.
Das und noch viel mehr erfuhren wir im wunderbar kühlen Carl Hayden Visitor Center am Glen Canyon Dam.
Von da aus ging es weiter: Wir fuhren auf dem Lakeshore Drive Richtung Wahweap - Marina und damit in die Glen Canyon National Recreation Area. Auch hier ist der "Annual-Pass" gültig, so dass wir nur unsere Karte und den Führerschein vorzuzeigen brauchten. Nun gab es unzählige Stopps, immer wieder genossen wir die Aussicht auf den See. An den meisten Viewpoints war nicht viel los, ich glaube, den meisten Leuten war es einfach noch zu heiß.
In Caros und Maltes Reisebericht hatte ich zum ersten Mal von den "Coves" gelesen und die Bilder gefielen mir so gut, dass ich beschlossen hatte dort ebenfalls hinzufahren.
"The Coves" liegen ganz am Ende des Lakeshore Drives und wir waren dort ganz alleine, setzten uns auf die weißen Felsen, genossen die Sicht auf den See und waren einfach nur glücklich hier zu sein.
Aber nach 30 Minuten hatten wir wieder Hummeln im Popo, wir fuhren also zurück, über die Brücke und bogen kurz danach auf eine links auf eine Dirtroad ein, die uns nach kurzer Fahrt zu einem großen Parkplatz bringen sollte. Dort standen ca. 4 Autos und mit ein wenig laufen und klettern, konnten wir direkt zum Lake Powell kommen und hielten ein wenig die Füße ins Wasser.
Der Sonnenuntergang nahte, aber wir hatten noch nicht genug vom See und den wundervollen Ausblicken in die Landschaft, also ging es noch einmal über die Brücke, ein ganzes Stück die US 89 entlang und dann rechts ab über eine weitere Gravelroad zu einem Aussichtspunkt hoch über dem Lake Powell. Dort war richtig etwas los, etwa 15 Autos parkten dort und einige Besuchergruppen feierten den Sonnenuntergang mit Bier und Wein.
Nach diesen wunderschönen Augenblicken beschlossen wir den Abend mit einem mexikanischem Abendessen im Fiesta Mexicana ausklingen zu lassen. Das Restaurant belegt auf Tripadvisor den dritten Platz der Restaurants in Page, AZ und auch im DA-Forum schwärmten einige davon und uns stand der Sinn nach mexicanisch und vor allem nach einer leckeren Margaritha.
So wurde "Anke" mit der Adresse gefüttert und auf ging es nach Page. Am Restaurant angekommen, begann zunächst einmal die Parkplatzsuche - rund um das Fiesta Mexicana war einfach kein Parkplatz frei - nicht vor, nicht rechts daneben, nicht hinter, nicht links daneben und auch nicht auf der anderen Straßenseite, aber nach 30 Minuten standen wir irgendwo und machten uns zu Fuß auf den Weg.
Wer Page und den Lake Powell Blvd. kennt, muss sich diesen nun vorstellen wie die Frankfurter Zeil an einem Samstag vor Weihnachten: Menschen-Massen waren unterwegs!
Menschen-Massen waren auch im Fiesta Mexicana und man nannte uns eine Wartezeit von 45 Minuten ...argh!!! So hatten wir uns den Abend nicht vorgestellt. Page bietet ja nun nicht gerade die Möglichkeit noch einmal eine dreiviertel Stunde "bummeln" zu gehen.
Also, wo gehen wir essen???
Beide etwas "angep****" konnten wir uns nicht wirklich einigen, ob Fast Food, Pasta, Steak oder was immer und fuhren, nachdem wir unser Auto wieder erreicht hatten, in unharmonischer Einigkeit ins Hotel. Ich hatte danach leckere Pringles und Peter leckere Muffins und das Miteinanderreden verschoben wir auf den nächsten Morgen ;-)
Ich überlege immer noch, ob es sinnvoll gewesen wäre, im Falle einer Scheidung, das Restaurant zu verklagen.
Jedenfalls lagen wir gegen 22.30 Uhr im Bett und ich glaube, ich habe trotz Meinungsverschiedenheit ganz gut geschlafen.