Ohje, der Blick aus dem Fenster zeigt nichts gutes bzw. das gleiche Bild wie gestern. Ein grauer See vor unserem Fenster, wenigstens regnet es nicht.
Ich habe ein wenig Angst vor diesem Tag, denn Peter ist nun kein bekennender Wanderer und dann bei diesem Wetter???
Wir frühstücken zum Preis von 8,50 € pro Person. Dafür bekommen wir Kaffee, Saft, ein Croissant, Crepe und Baguette, Obst, Cornflakes, Joghurt, Marmelade, Honig und abgepackten Käse. Das
Frühstück kann also mit dem sehr guten Essen des Restaurants nicht mithalten. Zumindest der Käse könnte doch frisch auf einem Teller angerichtet werden :-(.
Zumindest bessert sich das Wetter in dieser Zeit und als wir gegen 10.00 Uhr zu unserer kleinen Wanderung aufbrechen, sieht man ab und zu schon ein wenig blauen Himmel.
Der Wald von Huelgoat, eine beeindruckende, mystisch-romantische Felsenlandschaft, geschmückt durch einen herrlichen Wald entlang eines zunächst unter den Felsen dahin rauschenden Wildbachs. Laut MICHELIN ist der am Südhang der Monts d'Arrée gelegene Wald von Huelgoat "eine der schönsten Gegenden der inneren Bretagne".
Nach wenigen Schritten haben wir die Brücke des Sees erreicht, an welcher das Wasser mit viel Getöse hindurchstürzt. Dort findet man auch die etwas ungewöhnliche, geflieste Wanderkarte. Wir
nutzen dann doch lieber unsere im Hotel ausliegende :-)
Hinter der Brücke beginnt dann der eigentliche Wanderweg an einer Mühle. Zunächst muss man sich zwischen beeindruckend großen Felsbrocken hindurchschlängeln oder hindurchzwängen, je nach Gewandtheit und Statur. Die Mühle an dieser Ansammlung heißt nicht umsonst "Moulin du Chaos".
Anschließend zwängen wir uns durch einige Felsen und kommen zur Teufelsgrotte. Es geht eine steile Leiter hinunter und in der Grotte ist es teuflisch dunkel. Peter zieht es vor oben auf mich zu
warten, aber ich habe richtig viel Spaß!
Als ich wieder aus der Unterwelt zurück war, ging unser Weg nach einigen weiteren zu meisternden Stufen entlang des von Felsen überdeckten rauschenden Rivière d'Argent. Wir hören das Wasser
deutlich, zu sehen ist es nicht. Ein kleiner Abstecher führte uns zum La Roche Tremblante. Wenn man an der richtigen Stelle richtig drückt, so soll man dieses Ungetüm zum Wippen bringen können.
Zwei Herren geben sich heftig Mühe und bringen das Ungetüm zum leichten Wanken, was wir natürlich mit Applaus belohnen.
Wir liefen wieder einige Meter zurück und erreichten schließlich Le Ménage de la Vièrge. Ein ganz schönes Durcheinander herrscht hier im Haushalt!
Leider sind wir natürlich nicht ganz allein und manche Leute haben die Angewohnheit sich mitten ins Vergnügen zu setzen und dort auch ewig lang sitzen zu bleiben oder für ewige Zeiten für
saudumme Selfies zu posen oder mitten durchs Bild zu rennen oder oder oder! In der wunderschönen Unordnung der Jungfrau saß eine junge Frau und beschäftigte sich gefühlte Stunden mit
ihrem Handy, deshalb gibt es auch kein Übersichtsbild der Unordnung :(
Ich kann sowieso nicht verstehen, wieso man immer seine eigenen Gesichter/Körper vor wunderschönen Landschaften ablichten muss - braucht man das als Bestätigung, dass man wirklich da war oder warum?
Von dort machten wir den kleinen Abstecher zum Champignon, dabei läuft man erst einen Fahrweg entlang, quert dann eine Straße und geht bei einem Supermarkt rechts hoch in den
Wald.
Ob sich der Abstecher lohnt, muss jeder selbst entscheiden. Und gefiel der pilzähnliche Felsen gut. Unterwegs fielen uns immer wieder diese riesigen Blätter auf, ich weiß allerdings nicht, ob es
sich dabei um Riesen-Bärenklau handelt.
Nun mussten wir den Weg natürlich auch wieder zurückgehen, aber kurz vor dem unordentlichen Haushalt gab es eine Creperie, die gerade geöffnet hatte und wir setzten uns in den verwunschenen Garten und tranken einen Kaffee.
Dann teilte sich der Weg. Die Allée Violette führt unten am Bach entlang. Von dem oberen Weg der Verliebten (Sentier des Amoureux) kann man zum Feldlager von König Artus aufsteigen. Hat hier der berühmte Heerführer der Artus-Sage gecampt? Eine befestigte keltische Siedlung gab es hier auf jeden Fall.
Auf unserem Plan sah es so aus, als könnte man auch von der Artus Grotte zum Feldlager laufen, also nahmen wir zunächst die Allée Violette.
Wie soll man ein solches Felschaos eigentlich erklären? Der Legende zufolge bat der Riese Gargantua auf seiner Reise durch die Region die Bewohner des Waldes um Gastfreundschaft. Als ihm nur
Buchweizenbrei angeboten wurde, lief er wutentbrannt in den äußersten Norden und schleuderte, um sich zu rächen, alle Felsbrocken, die er unterwegs fand, an die Stelle, wo sich das heutige
Felschaos befindet.
Kurz nach der Brücke läuft man wenige Meter an der Straße entlang, um dann links einen weiteren Waldweg zu nehmen, der einen zunächst zur Artus-Grotte bringt.
Kurz nach der Artus-Grotte erreicht man das Mare aux Sangliers, den Tümpel der Wildschweine. Hier war es gerade ziemlich voll und auf zwei großen Steinen hatten sich zwei Pärchen niedergelassen
und das Bier und Chips waren nicht sehr fotogen :-(
Den Weg zum Artus Camp fanden wir irgendwie nicht und so entschlossen wir uns zurück durch den Wald nach Huelgoat zu laufen, das Auto zu holen und uns die alte Mine anzuschauen, die ein Stück vom
Ort wegliegt.
Wir waren richtig froh, so früh losgelaufen zu sein, denn bei der Jungfrau und der Mühle sah man vor lauter Menschen kaum die Felsen noch. Es war wirklich ein Gewusel und ziemlich laut, von
Mystik wenig zu erleben, da hatten wir morgens doch eine völlig andere Stimmung.
Zurück am Hotel und somit am Auto fuhren wir Richtung Mine, es dauerte eine ganze Weile bis wir die Abzweigung fanden, dann ging es auf unbefestigten Wegen weiter - Dickschiff fühlte sich richtig
wohl ;-)
Am Parkplatz angekommen startete gerade eine ca. 20 köpfige Wandergruppe mit Kind und Kegel - darauf hatten wir keine Lust und verließen den Ort wieder unreverrichteter Ding. Nächster Halt war
der Parkplatz in der Nähe von Le Gouffre. Ich hatte gelesen, dass es dort einen Wasserfall geben sollte, den wollten wir uns dann doch noch anschauen. Wir parkten, liefen an der Straße ca. 50
Meter zurück und nahmen die steilen Stufen nach unten.
Nunja "Wasserfall" ist vielleicht etwas übertrieben, aber schön war es hier doch und wir liefen auch gleich noch weiter bis zum La Mare aux Fées, leider hatten sich die Feen versteckt, trotzdem
ein zauberhafter Ort.
Hier beendeten wir die Erkundung des Waldes von Huelgoat. Wir waren fast 14 km glaufen und hatten 13. Stockwerke hinter uns gebracht, aber noch war zeit bis zum Abendessen und so entschieden wir uns das relative gute Wetter zu nutzen und zum Col de Trédudon zu fahren, vielleicht hatte man ja heute etwas Weitsicht. Am Parkplatz angekommen, war es jedoch nichts mit der Sicht :-(
Gerade als wir den Parkplatz verlassen wollten, kamen zwei deutsche Reisebusse und spuckten ihre Insassen aus. Lustig anzusehen:
Jetzt fuhren wir zurück nach Huelgoat und gönnten uns noch einen Kaffee. Dann gingen wir ins Hotel, ruhten uns etwas und duschten. Zum Abendessen ging es wieder ins hoteleigene Restaurant und
heute genossen wir jeder eine Pizza und zum Nachtisch Profiterolles, beides sehr gut!
Unterkunft: siehe Tag 12
gefahrene Kilometer: ca. 30 km