Mein Wecker klingelt wieder um 6 Uhr und obwohl ich draußen den Regen prasseln höre, stehe ich sofort auf, koche mir einen ersten Kaffee und gehe duschen.
Wie die meisten Hyttas hat auch diese eine Fußbodenheizung im Bad, das genieße ich sehr und es ist muckelig warm im Bad. Anschließend gibt es ein Käsebrot und eine Birne zum Frühstück. Ausreichend Vollkornbrot habe ich dabei und Käse gibt es ebenfalls von zuhause aus der Kühlbox. Dazu Orangensaft und einen weiteren Kaffee. Dann packe ich meine sieben Sachen auch schon zusammen. Ich freue mich einmal mehr, dass ich auf Schlafsack verzichtet habe. Richtiges Bettzeug ist doch etwas ganz anderes und ich habe wirklich herrlich geschlafen, denn außer Regen war nichts zu hören in der Wildnis des Vandrerhejms. Sollte ein "irrer" Jäger nachts an meiner Tür gewesen sein, so habe ich ihn schlichtweg verschlafen.
Übrigens ein Phänomen, was ich auf dieser Reise gleich zu Beginn hatte: Ich schlafe wie ein Baby oder Stein oder Babystein, etwas, was so gar nicht während der Schulzeit der Fall ist. Da habe ich enorme Ein- und Durchschlafprobleme, oft werde ich nachts wach und notiere mir irgendwelche - vielleicht auch völlig unwichtige - Dinge, nur damit ich sie nicht vergesse.
Eine Regenpause nutze ich zum Packen des Autos: Bettzeug, Fresstasche, in welche ich immer das Benötigte für Abendessen und Frühstück packe und meine Reisetasche. Anschließend noch schnell ein Foto von meiner Hytta und um 7.30 Uhr bin ich unterwegs.
Bei Flekkefjord wechsel ich von der E39 auf die näher am Meer liegende RV44. Die Landschaft ist wirklich atemberaubend schön, leider gibt es auch hier zuwenig Parkmöglichkeiten, denn ich würde gerne ein wenig zwischen Felsen und Seen herumlaufen. Wenn es denn Parkplätze gibt, gibt es oft auch Informationstafeln zum Gebiet und so lerne ich, dass ich mich im Magma-Geo-Park befinde. Vor vielen Millionen Jahren haben Eruptionen und Magma diese fantastische Landschaft gebildet.
Am kleinen See des letzten Bildes klettere ich zumindest eine gute halbe Stunde durch die Gegend. Leider sind dort lästige kleine Flugviecher unterwegs und es fängt dann auch wieder an zu regnen, so dass ich mich bemühe wieder schnell ins Auto zu kommen.
Meinen nächsten Stopp mache ich bei Helleren am Jossingfjord. Die beiden malerischen Häuschen unter dem überhängenden Felsen sind Teile einer uralten Besiedlung. Ursprünglich waren die beiden
Häuser Teil des Haneberghofes und sind ins 19. Jahrhundert zu datieren. Sie haben kein regenfestes Dach, da sie durch den Felsüberhang keinen Regen abbekamen. Ich bekomme für meinen Aufenthalt
auch keinen ab :-) - nur vom Fels tropft es heftig.
Hier komme ich mit einem etwas älteren Norweger ins Gespräch, der eine Kühltasche für Frau, Tochter und Enkelin zum Fjord trägt. Er fragt, woher ich komme und wie mir Norwegen gefällt. Ich muss und möchte ihm sagen, dass ich trotz des launenhaften Wetter sehr begeistert bisher bin.
Diese Begeisterung wird heute zumindest bis Stavanger anhalten ;-)
Nach Helleren geht es durch Tunnel und enge Serpentinen steil nach oben. Oben gibt es dann ein Denkmal zur Erinnerung an den Altmark-Zwischenfall und eine schöne Aussicht auf den Fjord.
Auch wenn die Wolken überwiegend bedrohlich aussehen, kann ich doch immer wieder trocken aussteigen und ein paar Meter gehen - mittlerweile schätze ich dies sehr und so wird es auch auf dem Rest der Reise bleiben.
Immer wieder nutze ich die spärlichen Parkmöglichkeiten für ein Foto oder um mir die Füße zu vertreten.
Unterwegs fühle ich mich ein wenig in den Südwesten Amerikas versetzt. Leider ist der Saloon geschlossen und so kann ich auch nicht herausfinden, was es mit dieser Location auf sich hat. Aber auch in Norwegen scheint es USA-Begeisterte zu geben ;-)
Die Landschaft bleibt wunderschön und felsig bis Egersund:
Danach wird es flacher, viele Felder liegen an Straße und manchmal fahre ich einem Traktor hinterher. Immer wieder sehe ich Kühe am Meer grasen.
Hier beginnt dann auch die norwegische Landschaftroute Jaeren, der ich nun folge.
In Ogna will ich mir wieder die Füße vertreten und mir die Mündung des Ognaselva in den Atlanktik anschauen. Also Rucksack gepackt mit Apfelschorle, Vollkornbrot und zwei Landjägern, mein Mittagessen heute, Kamera geschnappt und los. Auf dem provisorischen Parkplatz auf einer Wiese stehen einige deutsche VW-Busse, die dort campen. Ein junges Pärchen kocht gerade auf dem Campingkocher sein Mittagessen und sagt man würde nicht weit kommen, da die Wiesen sich Richtung Mündung durch den vielen Regen in kleine Seen verwandelt haben. Egal - ich will einfach ein wenig laufen und klettere kurze Zeit später auch über den Zaun, der die Kühe und Schafe vor der Flucht hindern soll ;-)
Hach, es ist so schön hier! Ich bin einfach begeistert :-)
Leider komme ich von hier aus wirklich nicht ans Meer, egal, ich verspeise mein Mittagessen und lese ein wenig auf einem sonnenbeschienen Felsen.
Ich muss wohl ziemlich in meinen neuen Bannalec vertieft gewesen sein, denn plötzlich nehme ich das laute Gebimmel von Kuh Schafglocken wahr. Ich bekomme Besuch :-)
Mindestens ein vorwitziges Schaf gibt es immer, welches direkt zu mir kommt und meine Hand leckt. Die anderen machen ihrem Namen als Fluchttiere alle Ehre, aber manchen "posen" doch zumindest für ein Foto noch nett.
Nach gut 1 1/2 Stunden wird es aber Zeit zurück zum Auto zu laufen und weiter zu fahren.
Mein nächster Stopp ist das Kvassheim Fyr, der Leuchtturm von Kvassheim. Hier stehen nur zwei Wohnmobile auf dem Parkplatz, aber auf der Zufahrtsstraße begegnen mit einige Kinder mit Handys, die wohl auf der Jagd nach Pokemons sind ;-). Den Leuchturm besichtige ich nicht, aber ich verbringe eine Zeit am kleinen Hafen und am steinigen Strand. Ich genieße es so sehr, am Meer zu sein.
Schon jetzt kommen mir einige Zweifel an der Wahl meines Übernachtungsortes, denn eigentlich will ich in keine Stadt - hier gefällt es mir so gut. Nun, das Hotel ist reserviert und kann nun auch nicht mehr storniert werden, da muss ich nun durch.
Aber noch bin ich ja nicht in Stavanger und es liegen noch drei tolle Locations vor mir.
Ich fahre weiter Richtung Stavanger und halte dann in Varhaug an der Gamle Kirke. Gammlig ist sie nicht, die schmucke kleine Kapelle am Meer. Die Wolken spielen mit und ich verweile an ganze Zeit an diesem friedlichen Ort.
Übringens empfinde ich die Ausschilderung als sehr gut. Immer wieder findet man Schilder zu (touristisch) interessanten Punkten, ich komme auch ohne Navi gut zurecht. Das Navi nutze ich hauptsächlich in Städten um meine nächste Unterkunft zu finden.
Mein nächster Stopp ist am Obrestad Fyr. Leider ist dieser Leuchtturm zum Teil eingerüstet, zudem fängt es zu regnen an. So mache ich mich unverrichteter Dinge auf die weitere Fahrt nach Orra, denn Norwegens längsten Strand will ich mir doch nicht entgehen lassen.
Am Orre friluftshus parke ich, neben mir stehen nur wenige Autos auf dem Parkplatz. Ich schnappe mir die Kameratasche und laufe die wenigen hundert Meter zum Strand.
Traumhaft! Ich bin total alleine, wenig später kommt ein Mann mit Sohnemann an den Strand, die beiden lassen Schuhe und Socken liegen und laufen Richtung Süden.
Dieser menschenleere, lange Strand, der wolkige Himmel, die Farben - hier will ich bleiben!
Kurz bevor ich wieder Richtung Auto aufbreche, kommt ein Pärchen, kurz danach eine kleine Familie. Die Wolken Richtung Festland sehen schön aus - solange es nicht regnet, kann ich mit ihnen gut leben :-)
Nun sind es gar nicht mehr viele Kilometer bis Stavanger. Ich möchte die regenfreie Zeit auch gleich zum Besuch der Schwerter nutzen.
Diese erreiche ich gegen 19 Uhr, ein Parkplatz ist vorhanden und ich mache mein Bild ;-)
Ab hier versuche ich dann zu meinem Hotel, dem Best Western Viktoria zu kommen. Klar, zeigt mir das Navi den direkten Weg an, dieser ist jedoch heute aufgrund einer Veranstaltung gesperrt, ich kurve also mehrmals durch Stavanger, um immer wieder an der gleichen Stelle auf eine gesperrte Straße zu treffen. So wird das nichts!
Beim dritten Mal, steht der einer der Polizisten für mich günstig - Wie bitte komme ich zu meinem Hotel? Ohje, eine unendlich lange Wegbeschreibung folgt, die ersten drei Parameter kann ich für mich abspeichern - ich muss um die Bucht herum und einen Tunnel nutzen.
Wirklich mehr durch Zufall erwische ich den Tunnel, danach weiß mein Navi wieder Bescheid. Ich parke auf einem öffentlichen und damit kostenpflichtigen Parkplatz gegenüber des Hotels, dessen Automat defekt ist und checke erst einmal ein.
Mein Zimmer ist okay, wenn auch mit kleinem Bett und die Sicht geht in den Hinterhof bzw. aufs Hinterdach. Nachdem ich mein Gepäck verstaut habe, zieht es mich wieder nach draußen - zunächst muss aber das Parken geklärt werden. Ich parke wenige hundert Meter weiter in einem Parkhaus, was mich am nächsten Tag 180 NOK, also ca. 19,50 € kosten wird.
Von da aus möchte ich Stavanger erkunden - es regnet, alle Restaurants in Hafennähe sind bis auf den letzten Platz belegt, die Menschen sitzen mit Regencapes und Schirmen auf ihren Stühlen - nee, darauf habe ich keine Lust.
Ich habe trotzdem Hunger, aber die wenigen Fressstände bieten nur merkwürdiges Hühnchenfleisch am Spieß an, viele angegessene Spieße liegen im Müll - es muss also nicht wirklich lecker sein!
Im Regen telefoniere ich mit Peter - Stavanger finde ich doof - weil Regen - und beschließe darauf heute zu verzichten. Ich bin auch wirklich ein wenig müde, laufe noch einmal zum tiefgaragenverstecken Auto und hole mir ein Fertiggericht aus der Fresskiste im Kofferraum: Kartoffelbrei mit Croutons - zuhause kann ein wirklich leckerer Kartoffelbrei oder -stampf alles richten, auch schlechte Laune - hier im Hotel gelingt es nur bedingt. Erstens Mal ist der Fertigtopf nur bedingt kartoffelig, zudem ärgert mich der Regen - ich habe es mir einfach anders vorgestellt!
Eine warme Dusche und mit Tolino im engen Bett später, geht es mir besser. Ich hatte ja einen wirklich tollen Tag!
Unterkunft: Best Western Plus Viktoria Hotel, Stavanger, 770 NOK = 83 € inkl.Frühstück